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Kreditklemme

Auch wenn der Begriff der Kreditklemme ein brancheninterner Terminus ist, dessen klare Definition noch aussteht, weiß jeder Branchenkenner, was damit gemeint ist. Die verschärften Richtlinien bei einer Kreditvergabe führen bei den Kreditgebern dank strengerer Eigenkapitalvorschriften zu einer zunehmenden Zurückhaltung bei Kreditzusagen gegenüber privaten oder juristischen Personen. Die Branche nennt das eine Kreditklemme.


Wie wird der Begriff "Kreditklemme" definiert?


Der gewählte Begriff für eine spürbare Zurückhaltung bei der Kreditvergabe ist etwas problematisch. Es gibt bisher keine einheitliche Definition dafür. Verschiedene Forschungseinrichtungen und Kreditinstitute haben für seine Definition unterschiedliche Maßstäbe angesetzt.

Aus globaler Sicht ergibt sich jedoch ein gewisser Konsens, der die Kreditklemme erklärt. Eine Kreditklemme beschreibt das Missverhältnis zwischen dem real vorhandenen Kreditangebot bzw. dem real vorhandenen Geld für Kreditvergaben, und dem, was die internationalen Kreditgeber tatsächlich als Kredite freigeben. Die Zinssituation, die Ergebnisse der Bonitätsprüfung und die mangelnde Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens aus Sicht der Bank können Einfluss auf die Kreditvergabe nehmen, obwohl prinzipiell genug Geld für Kredite vorhanden wäre.

Die Kreditklemme beschreibt nicht die Situation des Kreditantragstellers. Dieser sitzt zwar tatsächlich oft in der Klemme, wenn er trotz eines begründeten Antrages keine Kreditzusage erhält. Vielmehr ist mit der Kreditklemme gemeint, dass die Kreditinstitute nicht in dem erwartbaren Umfang Kredite gewähren. Obwohl die marktwirtschaftlichen Gegebenheiten es zulassen würden, wird an Kreditzusagen gespart.


Wie ermittelt man eine Kreditklemme?


Ob bei den Kreditgebern eine Kreditklemme besteht, wird regelmäßig durch Datenerhebungen des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) per Fragebogenerhebung ermittelt. Man spricht dabei von einem "Bank Lending Survey", kurz BLS. Mit standardisierten Fragebögen werden die Bedingungen für Kreditangebote bei dreißig führenden deutschen Kreditinstituten ermittelt. Dank der Standardisierung des Fragebogens und der Aussagekraft der Befragung bei den wichtigsten Kreditgebern kommt dieser Ergebung eine große Bedeutung zu.

Der "Bank Lending Survey" ist nicht nur eine gute Diskussionsgrundlage, sondern auch ein Gradmesser für aktuelle Trends im Bankensektor. Außerdem fungiert er als Frühwarnsystem, mit dessen Hilfe Zukunftsprognosen bezüglich der Kreditvergaben getätigt werden können. Die Ergebnisse des BLS sind jedoch nur von nationaler Relevanz. Auf die internationale Kreditvergabe nehmen stark differenzierte Regelungen und Bestimmungen für den internationalen Geldverkehr Einfluss.


Was kann eine Kreditklemme verursachen?


Die Kreditklemme entsteht immer dann, wenn trotz vorhandener Finanzressourcen das Geldvolumen, das eigentlich für Kreditvergaben zur Verfügung stehen sollte, nicht genutzt wird. Für eine solche Kreditklemme können verschiedene Ursachen ermittelt werden.

Zu hinterfragen ist, inwieweit die Verknappung des potenziell zur Verfügung stehenden Kreditvolumens auf eine Verschlechterung der Liquiditätslage bei einem oder mehreren Kreditinstituten hinweisen könnte. Es könnte sein, dass dem Institut gerade die nötigen Refinanzierungsmöglichkeiten nicht im ausreichenden Umfang zur Verfügung stehen. Daher könnten die als Kredit vergebenen Summen nicht in gleicher Höhe durch Spareinlagen oder andere Maßnahmen am Kapitalmarkt ausgeglichen werden. Das wären bankeninterne Gründe für eine Kreditklemme.

Bankenexterne Gründe für eine restriktivere Haltung bezüglich der Kreditzusagen könnten in den aktuellen Vorschriften zum Eigenkapital zu finden sein. Die geltenden Eigenkapitalvorschriften haben eine unmittelbare Wirkung auf die Vergabepolitik im Kreditbereich. Die umfangreichen Sicherungsrücklagen führen zu einem verringerten Geldvolumen, das für Kreditvergaben zur Verfügung gestellt werden kann.

Um die Ausfallrisiken bei Kreditvergaben zu verkleinern, wird der Bonitätsprüfung der Antragsteller größere Aufmerksamkeit gewidmet. Die Kreditklemme dient hier also der Kompensation eventuell drohender oder bereits erlebter Finanzverluste. Vermieden werden soll durch solche Strategien, dass die Eigenkapitaldecke schmilzt.

Kreditgeber können außerdem durch interne Schwerpunktsetzungen eine Kreditklemme erzeugen. Die Kreditvergabe ist nicht der lukrativste Bereich des Bankengeschäftes. Liegen die Interessenschwerpunkte auf anderen Finanzbereichen, in denen sich größere Gewinne realisieren lassen, wird dem potenziell zur Verfügung stehenden Finanzvolumen für Kreditvergaben absichtsvoll Volumen entzogen. Beispielsweise können die Kreditinstitute mit Finanzderivaten lukrativere Gewinne machen. Kredite oder Kreditnehmer mit Altlasten, die trotz schlechter Geschäftslage einen Folgekredit beantragen, sind deutlich risikobehafteter.

Auch in diesem Fall führt die vom Gesetzgeber eingeführte Reglementierung der Eigenkapitaldecke zu einer Kreditklemme. Statt Darlehen zu vergeben, bemühen sich die Kreditgeber darum, durch den Derivatenhandel ihre baren Rücklagen aufzustocken.


Auch eine abnehmende Kredit-Nachfrage führt zur Kreditklemme


Wenn das nachgefragte Kreditvolumen absinkt, entsteht die Kreditklemme am häufigsten. Der Grund liegt darin, dass die potenziellen Kreditnehmer auf geplante Investitionen in einer Höhe verzichten, die ohne Kredite nicht machbar ist. Ein alternativer Grund für eine Kreditklemme kann darin liegen, dass die potenziellen Kreditnehmer vom Kreditgeber wegen ihrer mangelnden Liquidität keine Kreditzusagen mehr erhalten.

Fehlende Sicherheiten stellen ein hohes Risiko für den Kreditgeber dar - selbst wenn der Kreditnehmer seine fälligen Rückzahlungsraten regelmäßig aus dem Cashflow bedienen könnte. Der Begriff der Kreditklemme entzieht sich aber auch deshalb einer einheitlichen Definition, weil die Kreditinstitute jeweils individuelle Bewertungs- und Vergabekriterien erstellen, um beispielsweise die Bonität oder den Wert der Sicherheiten eines Kreditnehmers zu analysieren. Die Geschäftspolitik eines Kreditgebers wird grundsätzlich durch die geltenden Gesetze und die vorherrschenden Marktgegebenheiten beeinflusst. Sie wird aber auch - in Reaktion auf die genannten Einflüsse - von diesem selbst bestimmt.

Der Gesetzgeber sorgte 2007 mit der Solvabilitätsverordnung für Ermessensspielräume. Verbunden sind diese Spielräume jedoch mit einer Kontingentierung von Krediten. Das kann in Konjunkturkrisen zu einer Kreditklemme führen. Die Banken sind dann gezwungen, das Eigenkapitalvolumen für Kreditvergaben zu erhöhen. Alternativ kann es bei der Lockerung solcher Vorgaben zu Kreditvergaben kommen, die nicht ausreichend abgesichert wurden.


Abgrenzung von Kreditklemmen


Eine Kreditklemme kann trotz des Mangels an einer einheitlichen Definition in einem engeren und einem weiteren Sinne verstanden werden. Zwei Formen von Kreditklemmen können ausgemacht werden. Im weiteren Sinne besteht eine Kreditklemme in der Begrenzung der Kreditvergabe seitens der Kreditinstitute - und zwar aufgrund einer negativen Bonitätsbewertung des Antragstellers.

Damit wird ein erhöhtes Kreditrisiko umschifft. Die Rückzahlungswahrscheinlichkeit der beantragten Kreditsumme wird als niedrig eingestuft. Eine schwächelnde Konjunkturlage sowie Bestimmungen und Regulationsmechanismen durch den Gesetzgeber fördern diese Vorgehensweise. Im engeren Sinne entsteht eine Kreditklemme, wenn das Management des Kreditgebers entsprechende Schwerpunktentscheidungen trifft. Dabei sind gesetzliche Vorgaben oder Zweifel an der Bonität eines Antragsstellers jedoch nicht ausschlaggebend. Vielmehr wird die Kreditklemme bewusst eingesetzt, um Investitionen in lukrativere Geschäfte zu tätigen.


Folgen von Kreditklemmen für die Gesamtwirtschaft


Lange anhaltende Kreditklemmen nehmen unmittelbaren Einfluss auf die gesamtwirtschaftliche Lage. Die Gründe für die Kreditklemme sind unwesentlich. Die staatliche Geldpolitik geht davon aus, dass niedrige Zinsen unweigerlich zu einem erhöhten Investitionsvolumen führen. Mit dem Zinssatz wird ein Regulativ eingesetzt, das eine stabile Entwicklung von Angebot und Nachfrage garantieren soll.

Tritt jedoch eine Kreditklemme ein, wird dieser Leitgedanke teilweise unterlaufen. Mangels ausreichender Kreditzusagen wird auch bei Niedrigzinsen kein angemessenes Investitionsvolumen erreicht. Das zeitigt langfristige Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft. Wenn nötige Investitionen entfallen oder in zu geringem Umgang bzw. zu spät getätigt werden, ist ein langfristiger volkswirtschaftlicher Schaden unabwendbar.


Wie kann einer Kreditklemme vorgebeugt werden?


Die Bundesregierung versucht mit unterschiedlichen Ansätzen, Kreditklemmen zu umschiffen oder bereits bestehende Kreditkrisen zu beenden. Ziel solcher Maßnahmen ist es, den Handlungsspielraum der Kreditinstitute zu erweitern. Das Eigenkapital der Kreditgeber soll durch geeignete Maßnahmen entlastet werden. Andere Ansätze haben zum Ziel, bereits vergebene Kreditzusagen durch Ankäufe von Forderungen zu verbriefen. Die Kreditinstitute erhalten im Gegenzug frisches Bargeld oder staatliche Anleihen. Das entlastet die Bilanzen. Dadurch können Kredite günstiger refinanziert werden.

Eine "Bad Bank" kann von den Kreditgebern eingesetzt werden, um gefährdete Kreditrückzahlungen auszugliedern. In diesem Fall werden die "schlechten" Kredite von staatlichen oder halbstaatlichen Institutionen ganz oder teilweise übernommen. Alternativ können diese Institutionen Haftungen im Rahmen der Kredithöhe übernehmen. Verbindlichkeiten aus den Bilanzen werden so abgeschoben, um eine bessere Refinanzierung am Kapitalmarkt zu ermöglichen.

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